Position/Stellungnahme

ÖKO-TEST: Bewertung von Fleischersatzprodukten sowie Fleischerzeugnissen

- Das Magazin ÖKO-TEST hat in seinen Ausgaben 06/2016 (Juni) und 07/2016 (Juli) Fleischersatzprodukte sowie Grillwürste getestet. Abgesehen von Fragen rund um die Bewertung z. B. hinsichtlich der Zusammensetzung, der Rohstoffqualitäten oder der Kennzeichnung, ist vor allem der Umgang mit der Mineralöl-Problematik zweifelhaft. Es werden schlicht Zusammenhänge ignoriert, nicht zutreffende Kriterien herangezogen und auf Basis falsch gedeuteter Befunde einwandfreie Produkte ungerechtfertigt abgewertet.
Der BLL hat deshalb an die Chefredaktion und die zuständigen Redakteure einen Brief geschrieben, in dem auf folgende Sachverhalte hingewiesen und um Korrektur gebeten wird:

Die viel diskutierte und getestete Problematik von Mineralölbestandteilen in Lebensmitteln oder „MOSH-/MOAH“-Migration steht unzweifelhaft und bekanntermaßen im Zusammenhang mit mineralölhaltigen Zeitungsdruckfarben, die über den Recyclingprozess in Kartonverpackungen und von dort in verpackte Lebensmittel oder in Rohstoffe gelangen können, die mit entsprechendem Recyclingkarton in Kontakt sind. Unter Umständen gibt es geringe MOSH-Kontaminationen aus dem Einsatz von Verarbeitungs- oder Prozesshilfsstoffen. Die Lebensmittelwirtschaft hat erkennbar im Bereich Papierverpackungen bereits sehr viel initiiert, um diese Migrationen zu minimieren. Eine „Nulltoleranz“ ist weder aus gesundheitlicher Sicht gefordert noch technisch und analytisch diskutabel. Vor dem Hintergrund des Entwurfs einer Mineralöl-Verordnung (vom Juli 2014) und damit gestützt auf die wissenschaftliche und technische Expertise des BfR gelten derzeit Migrationsgrenzwerte für MOSH von 2 mg/kg Lebensmittel und MOAH von 0,5 mg/kg Lebensmittel als anerkannt tolerierbare Orientierungswerte zur Beurteilung von papierverpackten Lebensmitteln.

Die ÖKO-TEST hat in den oben genannten Tests Produkte untersucht, die erkennbar in Kunststoff(verbund)folien und definitiv nicht in Papier verpackt sind. Produktbedingt kann bei derartig feuchten, frischen und hygienesensiblen Lebensmitteln keine Papierverpackung eingesetzt werden, auch nicht bei den Rohstoffen oder auf vorgelagerten Prozessstufen. Bekanntermaßen treten beim Einsatz von kunststoffbasierten Verpackungen insbesondere bei solchen mit Schweiß- und Siegelnähten technologisch unvermeidbare Freisetzungen von Kohlenstoff-Oligomeren auf, die sogenannten POSHs, die den MOSH genannten Stoffgemischen chemisch gleichen und analytisch nicht zu trennen sind (siehe Veröffentlichung des BfR, 2012). POSH ergeben insofern einen sog. „Falsch-Positiv-Befund“ bei der MOSH-Analytik. POSH rühren jedoch definitiv nicht von Mineralölkontamination her und werden bezüglich der Risiko-Bewertung auch nicht gleichgesetzt; nach geltender europäischer Kunststoffverordnung (EU) Nr. 10/2011 sind Übergänge von POSH auf Lebensmittel bis 60 mg/kg Lebensmittel als unspezifische Globalmigration erlaubt. Es ist in der Verantwortung des Analytikers und des Befundauswerters zu erkennen, was tatsäch-lich als „MOSH/POSH“ gemessen wurde, wobei die Produktverpackung hierüber entscheidend Aufschluss gibt.

In den Tests der ÖKO-TEST wurden nach Beschreibung der Testbedingungen „MOSH-/POSH“-Gehalte erfasst, wobei über die absoluten Mengen nicht informiert wird. Die vorgenommenen Bewertungen und Befundbeurteilungen (siehe „Legende: MOSH/POSH von mehr als 4 mg/kg gilt als „sehr stark erhöht“ und führt zur Abwertung“) sind definitiv falsch. Es werden in den Tests die Kriterien für MOAH-Migration aus Papier nach eigenen Maßstäben der Redaktion völlig überbewertet und darüber hinaus werden diese für Produkte herangezogen, bei denen unverkennbar der Einfluss der Kunststoffverpackung gegeben ist und es sich insofern gar nicht um MOAH handeln kann. Die auf eine solche krasse Fehlbeurteilung der Befunde gestützten Produktabwertungen sind vollkommen unberechtigt, die Auswirkungen sind jedoch dramatisch und schädlich für die Hersteller.

Im Interesse einer sachlichen Diskussion bittet der BLL die ÖKO-TEST dringend speziell auch zu dieser für den Laien sehr komplizierten Thematik keine vordergründigen Effekte anzustreben und die Verbraucher nicht in unnötiger Weise zu verunsichern.
Wir erwarten wissenschaftlich korrekte Befundbeurteilungen sowie richtige und faktenbasierte Informationen.