Smartphone, Konsole & Co

"Zeit für gestiegenen Konsum fehlt Kindern im realen Leben"

- Die Nutzung von Bildschirmmedien wie Smartphones, Tablets und Konsolen durch Kinder steigt. Dadurch fehlt Zeit für andere Dinge, meint Kinder- und Jugendarzt Dr. Uwe Büsching. Was können Eltern tun?

Kinder an ihren Smartphones

Outdoor portrait of little girls and boys playing with phones

 

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Die Nutzung von Bildschirmmedien wie Smartphones, Tablets und Konsolen durch Kinder steigt. Dadurch fehlt ihnen Zeit für andere Dinge, meint Kinder- und Jugendarzt und BVKJ-Vorstandsmitglied Dr. Uwe Büsching im Vorabinterview zum peb-Kongress "Gesund aufwachsen in einer digitalen Welt". Was können Eltern tun?

Interview mit Dr. Uwe Büsching

Herr Büsching, welchen Einfluss hat die soziale Herkunft auf das gesunde Aufwachsen und insbesondere den Konsum von Bildschirmmedien – Smartphones, Konsolen, Computer – von Kindern?

Eltern aus bildungsferneren Schichten erhoffen sich durch den Umgang ihrer Kinder mit digitalen Bildschirmmedien höhere Bildungschancen. Die soziale Herkunft, noch mehr das Soziale Kapital im Sinne Andreas Klockes, ist als Ressource für Gesundheit anerkannt und damit entscheidend für das gesunde Aufwachsen. Die Gründe dafür sind vielschichtig: Nicht gut ausgebildete Kompetenzen im Umgang mit Werbung, Kulturkonflikte in Bezug auf Kindererziehung und der Wunsch nach Kompensation sozialer Nachteile durch Erwerb von Statussymbolen bis zur schweren Verschuldung.

Wo nehmen die Kinder die Zeit für diesen gestiegenen Medienkonsum her?

Die Zeit für den gestiegenen Konsum digitaler Bildschirmmedien fehlt im realen Leben. Das beginnt damit, dass Langeweile, die ja oft Ausgang konstruktiven, innovativen Denkens ist, nicht mehr zugelassen wird, und endet beim Verlust von realen sozialen Beziehungen und der Teilhabe an Sporttraining und Sportwettkämpfen. Viele wollen es nicht glauben, die FORSA Studie im Auftrag der DAK belegt für 12–18 jährige – schreibt aber von Kindern – 25 Prozent nutzen digitale Bildschirmmedien an Werktagen vier und mehr Stunden, am Wochenende sind es 50 Prozent.

Welche Möglichkeiten haben Eltern, den Medienkonsum ihrer Kinder zu reglementieren?

Eltern haben viele Chancen, den Gebrauch digitaler Bildschirmmedien zu reglementieren. Es steht außer Frage, Eltern sind auch bei der Nutzung digitaler Bildschirmmedien Vorbild ihrer Kinder. Die kritische Distanz muss bereits im Säuglingsalter beginnen. Im Kindergartenalter gilt ein sehr restriktiver Umgang der Eltern mit digitalen Bildschirmmedien als guter Anfang.

Hinweise von Dr. Büsching für weitere Informationen

Dr. Uwe Büsching
Dr. Uwe Büsching ist Kinder- und Jugendarzt in Bielefeld und Vorstandsmitglied des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) und der Stiftung Kind und Jugend des BVKJ. Er ist Projektleiter der BLIKK-Medienstudie, die den Umgang von Kindern und Jugendlichen mit elektronischen Medien untersucht. Beim peb-Kongress "Gesund aufwachsen in einer digitalen Welt" wird er mit seinem Vortrag „Risiken digitaler Bildschirmmedien für die Entwicklung von Kindern“ einen Impuls für die Diskussion geben.

Der peb-Kongress „Gesund aufwachsen in einer digitalen Welt“ findet am 20. Februar 2019 in Berlin statt. Informationen zum Programm und zur Anmeldung hier.

Die Antworten von Interviewpartnern auf dieser Website geben deren Position wieder, die sich nicht zwangsläufig mit der des Verbands BLL deckt.