Ergebnisse des DAK-Kinder- und Jugendreports 2018

Einkommen und Bildungsstand der Eltern beeinflussen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen

- Einkommen und Bildung der Eltern haben einen bedeutenden Einfluss auf die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Welche Maßnahmen könnten tatsächlich helfen?

Kind auf Trampolin (Symbolbild)

Kind auf Trampolin (Symbolbild)

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Einkommen und Bildung der Eltern haben einen bedeutenden Einfluss auf die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Das zeigt der aktuelle Kinder- und Jugendreport der DAK. Welche Maßnahmen könnten tatsächlich helfen?

Titel:
Kinder- und Jugendreport 2018: Gesundheitsversorgung von Kindern und Jugendlichen in Deutschland, Schwerpunkt: Familiengesundheit

Datum:
August 2018

Veröffentlicht beim:
medhochzwei Verlag GmbH, Heidelberg
ISBN 978-3-86216-448-6

Autoren:

  • Herausgeber: Andreas Storm, Vorsitzender des Vorstandes der DAK-Gesundheit
  • Autoren: Prof. Dr. Wolfgang Greiner, Manuel Batram, Oliver Damm, Stefan Scholz, Julian Witte
  • Gastautoren: Dr. Benjamin Kuntz, Prof. Dr. Reiner Hanewinkel, PD Dr. Thomas Lampert Dr. Julia Hansen, Elvira Mauz, PD Dr. Matthis Morgenstern

Überblick zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland

Der neue Kinder- und Jugendreport der DAK gibt auf Basis von Routinedaten der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) einen Überblick zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Für die Studie wurden Querschnittsdaten aus dem Jahr 2016 von 587.977 Kindern und Jugendlichen im Alter von 0 bis 17 Jahren ausgewertet. Außerdem enthält die Veröffentlichung einen Gastbeitrag zu den Ergebnissen der KiGGS-Studie sowie ergänzende Ergebnisse des DAK-Präventionsradars.

Bildung und Einkommen der Eltern entscheidender Einflussfaktor

Der Report zeigt, dass das Einkommen und insbesondere der Bildungsgrad der Eltern einen bedeutenden Einfluss auf die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen haben. Ein wesentliches Ergebnis ist, dass die Häufigkeit von Fettleibigkeit (Adipositas) bei Kindern und Jugendlichen, deren Eltern keinen Schulabschluss haben, altersübergreifend am höchsten ist. So tritt Adipositas mit einer Häufigkeit von 52 Fällen je 1.000 (5,2 Prozent) bei Kindern und Jugendlichen von Eltern ohne Schulabschluss auf. Haben die Eltern eine Promotion erfolgreich abgeschlossen liegt die Häufigkeit nur noch bei 13 Fällen je 1.000 (1,3 Prozent).

Kaum neue Erkenntnisse, warum sich ein niedriger Bildungstand auf das Adipositasrisiko auswirkt

Frühere Studien zum Zusammenhang zwischen dem Bildungsstand des Elternhauses und dem Auftreten von Adipositas zeigen ähnliche Ergebnisse. Doch wirklich erklären können die meisten Studien diese Unterschiede nicht. Ähnlich ist es auch bei den aktuellen Ergebnissen des Kinder- und Jugendreports, der kaum Erklärungen für das vermehrte Auftreten von Adipositas in Elternhäusern mit niedrigem Bildungsabschluss liefert.

KiGGS-Studie zeigt Zusammenhänge zu körperlicher Aktivität

Doch welche Schlüsse lassen die in der Studie präsentierten Daten zu? Da die Routinedaten der Gesetzlichen Krankenkassen selbst keine verhaltensbezogenen Daten wie das Ernährungs- oder Bewegungsverhalten enthalten, wird die „Lücke“ in dem Kinder- und Jugendreport der DAK mit Ergebnissen aus anderen Studien gefüllt. So zeigt der Gastbeitrag aus der KiGGS-Studie, dass

  • Kinder aus Elternhäusern mit niedrigem sozioökonomischen Status (SES) weniger Sport treiben als Kinder aus Elternhäusern mit hohem SES.
  • Kinder aus Elternhäusern mit niedrigem SES häufiger von psychischen Erkrankungen betroffen sind als Kinder mit hohem SES.

Die angeführten Ergebnisse der KiGGS-Studie zeigen deutlich, dass nicht nur Adipositas, sondern auch psychische Erkrankungen und eine geringe körperliche Aktivität bei niedrigem SES häufiger auftreten. Kindern aus entsprechenden Elternhäusern fehlt es also ganz besonders an Bewegung und psychischer Gesundheit, die ihrerseits als Risikofaktoren für Adipositas gelten.

Öffentliche Debatte wird unzureichend geführt

Trotzdem werden als Reaktion auf die Veröffentlichung des DAK-Kinder- und Jugendreports in der öffentlichen Debatte nicht Maßnahmen, die Kinder und Jugendliche zu mehr Bewegung motivieren und zur Prävention von psychischen Erkrankungen beitragen, verstärkt diskutiert. Stattdessen werden vor allem Maßnahmen, die den Verzehr von vermeintlich „ungesunden“ Lebensmitteln senken sollen, gefordert, wie zum Beispiel die Einführung einer Lebensmittelampel oder einer Zuckersteuer. Dabei ist noch lange nicht abschließend geklärt, in wieweit solche Maßnahmen tatsächlich einen Einfluss auf das Ernährungsverhalten haben können.

Fazit: Einfache Lösungen sind der falsche Weg

Bei der Übergewichtsprävention sind ganzheitliche Ansätze gefragt und nicht vermeintlich einfache Lösungen. Es sollten bildungsbasierte Ansätze, die auf die Bedeutung von ausreichend Bewegung und einer ausgewogenen Ernährung abzielen, an erster Stelle stehen. Zudem müssen Familien mit niedrigen sozioökonomischen Status besondere Förderung bei Bewegungs-, Sport- und Entspannungsangeboten erhalten.